Er gehörte zu jenen Jazz-Persönlichkeiten, deren Biografie ausschließlich Höhepunkte kannte: der Kanadier Oscar Emmanuel Peterson. Schon vor Jahren hatte man von Schlaganfällen des Pianisten gehört, von tragischen Lähmungen. Man bangte um ihn.
Aber Peterson war ein Unverwüstlicher. Mit starkem Willen erreichte er immer sein Doppelglück: die Tasten und das Publikum. Am Sonntag ist der mit Ehrendoktorwürden, Medaillen und Grammys ausgezeichnete Jazz-Gentleman der alten Schule 82-jährig in seinem Haus in Toronto gestorben.
Peterson kam nicht aus New Orleans oder Harlem, Chicago oder Kansas City, sondern aus Montreal, wo im Schwarzenviertel Nachkommen westindischer Sklaven leben. Der Vater war Schlafwagenschaffner und wollte, dass sein Sohn etwas Besseres wird. Dieser begann als Fünfjähriger, bei Lehrern das Klavierspielen zu lernen. Der weiße Lehrer kam aus Ungarn und hatte Franz Liszt studiert, der schwarze kam aus Harlem, mit Fats Waller als Vorbild. Liszt und Waller fanden zusammen, Chopins Etüden und Harlems Stride-Piano.
Mit 14 gewann Oscar einen Amateurwettbewerb. Damit waren die Weichen gestellt. Der Bub wurde Profimusiker und donnerte den Boogie-Woogie. 1949 wurde der damals 24-jährige Pianist von Norman Cranz in Montreal entdeckt. Der erfolgreichste Jazz-Impresario aller Zeiten holte ihn sofort nach New York und gleich in die Carnegie Hall. Petersons Debüt wurde ein Riesenerfolg.
Oscar der Prächtige galt allemal als Mann der Bravour. Mit wieselflinken, nie ins Stolpern geratenden Fingern hatte er seine künstlerischen Ziele bereits in den 1950er-Jahren erreicht. An diesen hielt er bis zuletzt auf Respekt gebietende Weise fest – also an der hohen Kunst des Klavier-Trio-Spiels, bevor Bill Evans dafür neue Regeln aufstellte.
Peterson war ein Eklektiker mit unverwechselbarem Personalstil. Er nutzte die Vergangenheit und setzte ihr seine Vitalität entgegen. Er bevorzugte Beziehungen zur Jazzpiano-Ikone Art Tatum, diesem Überragenden, und zu Nat King Cole, der nicht nur Schlager sang. Bisweilen schimmerten auch Teddy Wilson oder Erroll Carner durch, auch Count Basie und Bud Powell.
Peterson war ein fantastischer Deuter des Materials zwischen Blues und Broadway. Alles geschah mit dramaturgischen Prinzipien: die ziselierten Einleitungen und das Anreichern, der Lauf der Perlen und die donnernden Passagen, die Harlem-Rhythmen mit der linken und die halsbrecherischen Oktaven mit der rechten Hand. Und alles war gekrönt vom Willen zum Swing.
quelle
http://www.nachrichten.at/kultur/628...641ed5f145bffb
Aber Peterson war ein Unverwüstlicher. Mit starkem Willen erreichte er immer sein Doppelglück: die Tasten und das Publikum. Am Sonntag ist der mit Ehrendoktorwürden, Medaillen und Grammys ausgezeichnete Jazz-Gentleman der alten Schule 82-jährig in seinem Haus in Toronto gestorben.
Peterson kam nicht aus New Orleans oder Harlem, Chicago oder Kansas City, sondern aus Montreal, wo im Schwarzenviertel Nachkommen westindischer Sklaven leben. Der Vater war Schlafwagenschaffner und wollte, dass sein Sohn etwas Besseres wird. Dieser begann als Fünfjähriger, bei Lehrern das Klavierspielen zu lernen. Der weiße Lehrer kam aus Ungarn und hatte Franz Liszt studiert, der schwarze kam aus Harlem, mit Fats Waller als Vorbild. Liszt und Waller fanden zusammen, Chopins Etüden und Harlems Stride-Piano.
Mit 14 gewann Oscar einen Amateurwettbewerb. Damit waren die Weichen gestellt. Der Bub wurde Profimusiker und donnerte den Boogie-Woogie. 1949 wurde der damals 24-jährige Pianist von Norman Cranz in Montreal entdeckt. Der erfolgreichste Jazz-Impresario aller Zeiten holte ihn sofort nach New York und gleich in die Carnegie Hall. Petersons Debüt wurde ein Riesenerfolg.
Oscar der Prächtige galt allemal als Mann der Bravour. Mit wieselflinken, nie ins Stolpern geratenden Fingern hatte er seine künstlerischen Ziele bereits in den 1950er-Jahren erreicht. An diesen hielt er bis zuletzt auf Respekt gebietende Weise fest – also an der hohen Kunst des Klavier-Trio-Spiels, bevor Bill Evans dafür neue Regeln aufstellte.
Peterson war ein Eklektiker mit unverwechselbarem Personalstil. Er nutzte die Vergangenheit und setzte ihr seine Vitalität entgegen. Er bevorzugte Beziehungen zur Jazzpiano-Ikone Art Tatum, diesem Überragenden, und zu Nat King Cole, der nicht nur Schlager sang. Bisweilen schimmerten auch Teddy Wilson oder Erroll Carner durch, auch Count Basie und Bud Powell.
Peterson war ein fantastischer Deuter des Materials zwischen Blues und Broadway. Alles geschah mit dramaturgischen Prinzipien: die ziselierten Einleitungen und das Anreichern, der Lauf der Perlen und die donnernden Passagen, die Harlem-Rhythmen mit der linken und die halsbrecherischen Oktaven mit der rechten Hand. Und alles war gekrönt vom Willen zum Swing.
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