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Theobald Septimus Blatt

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    Zickie-Mickie
    • 28.11.2007
    • 3651

    Theobald Septimus Blatt

    Hallo Freunde,

    ich möchte euch nicht "Die Studie über Leben und Werk des Theobald Septimus Blatt, zu der eine Dozentin von mir vor langer Zeit sagte, es handele sich um eine hundsgemeine Mischung aus Pseudowissenschaft und Nekrolog..." vorenthalten!

    (mit freundlicher Genehmigung von Winfried Dunkel)

    Teil 1:


    Theobald Septimus Blatt



    Genius der Musik


    Erste Forschungsergebnisse, Stationen seines Lebens,


    Werk und Zeitgenossen





    Die frühe Schaffensperiode


    Man schrieb den 12. September des Jahres 1710, als Theobald Septimus Blatt, Sohn des Tierstimmenimitators Jakob Asinus Blatt und dessen liebreizender Gattin Sieglinde-Maria, einer Weißzeugnäherin in Diensten des Klosters Zur Lieben Frau von Osnabrück, am späten Abend zu Winsen an der Luhe das Licht dieser unserer Welt erblickte und seine Stimme erhob. Theobald Septimus war das siebente Kind dieser rechtschaffenen, mit irdischen Gütern nur spärlich gesegneten Leute.

    Die Neigung zur Musik ward schon früh beim kleinen Theobald Septimus erkannt. Bereits im zarten Alter von drei Jahren vermochte er auf leeren, bzw. variabel befüllten Gläsern die mannigfachsten, wenn auch noch einfachen Melodien zu erzeugen. Dies, und das lebhafte Interesse des aufgeweckten Knaben an allem, was auf irgendeine Weise mit Tönen und der sich daraus bildenden Musik zu tun hatte, überzeugte die Eltern, dem begabten Kinde eine gründliche musikalische Ausbildung zukommen zu lassen. Ein wahrhaft heroischer Entschluß, sollte der Knabe doch dermaleinst das väterliche, bereits in der fünften Generation ausgeübte Gewerbe übernehmen und damit eine achtbare Familientradition fortführen; so jedoch ward er seiner Bestimmung überantwortet.
    Da der wirtschaftliche Stand der Eltern eine jahrelange, mit hohen Kosten behaftete Ausbildung des Kindes verbot, machten sie sich auf die Suche nach einem Förderer, der des Knaben Talent erkennen und mäzenieren sollte. Diesen fand man in Gestalt des Organisten der Maria-Selbdritt-Kirche zu Lünen, einen aus dem fernen Lande der Bajuwaren zugereisten Künstler mit Namen Alfons („Fonsä“) Grubenbichler. Er erwies sich als der Freund und Förderer, der das genannte Talent des mittlerweile siebenjährigen Theobald Septimus erfaßte, es zu fördern verstand, und der ihm die ersten Türen öffnete.

    Im Alter von nur elf Jahren überraschte Theobald Septimus seinen väterlichen Freund Alfons Grubenbichler sowie alle seine Mitschüler und sonstigen Lehrer mit einem Liederzyklus, den er „Winsen, du Perle der Luhe“ betitelt hatte. Wenngleich auch ein Werk mit noch unverkennbar kindlicher Musikdidaktik, trägt es doch bereits in gewissen Ansätzen die Handschrift des späteren Meisters. Die Formenanalyse zeigt, daß dem Werk der Ruf der Meise zugrunde liegt („zizizipeh“), ein Thema, das ihm einen frischen und mitreißenden Duktus verleiht. Noch heute wird es bei Erntearbeiten von den fleißigen Knechten und Mägden gerne geträllert; wohl ein schlüssiger Beweis für volksnahe, das Herz mehr als den Verstand ansprechende und dieserhalb so menschliche Musik.

    Als Fünfzehnjähriger verließ Blatt die Grundschule mit dem Abschluß der fünften Klasse - das Musikgenie hatte für den trockenen, seinem innersten Wesen so fremden Lehrstoff keinen Sinn.

    Nach seinen Orgel- und Cembalostudien bei Alfons Grubenbichler besaß er solide Grundlagen musikalisch-handwerklicher Art, war er in die Lage versetzt, bei den Großen seiner Zeit weiterführende Studien zu betreiben. Von Alfons Grubenbichler vorzüglich und selbstlos beraten, entschied er sich für einen langen, steinigen und schwierigen, seinen Künsten jedoch adäquat dienenden Weg: Theobald Septimus Blatt entschloß sich, die Musik des Kontinentes in sich aufzunehmen, sie zu verinnerlichen, und aus dieser Fülle heraus in späteren Jahren zu komponieren.
    Zuletzt geändert von audiohexe; 13.07.2008, 17:45.
    Grüßle von der Audiohexe

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    Und nun verstand ich es, das Geheimnis der Musik, ich verstand, warum sie allen anderen Künsten so turmhoch überlegen ist: Es ist ihre Körperlosigkeit.
    Wenn sie sich einmal von ihrem Instrument gelöst hat, dann gehört sie wieder ganz sich selbst, ist ein eigenständiges freies Geschöpf aus Schall, schwerelos, körperlos, vollkommen rein und in völligem Einklang mit dem Universum.
    (von Walter Moers)
  • audiohexe
    Zickie-Mickie
    • 28.11.2007
    • 3651

    #2
    AW: Theobald Septimus Blatt - Teil 2

    Die „Italienischen Jahre“, England und Frankreich

    So führte der anstrengende Weg Theobald Septimus Blatt zur berühmten Musikakademie von Ferrara (Italien), woselbst er seine Studien bei einem der bedeutendsten Cembalo-Virtuosen jener Zeit, Giovanni Vitello, aufnahm. Vitello gelang es, die latent vorhandenen Fähigkeiten des jungen Blatt bis zur Perfektion auszubilden. Dies ermöglichte es dem jungen Manne, bereits als Achtzehnjähriger in die Hofkapelle des Prinzen Mario di Gorgonzola, einem Sproß aus dem Hause derer von Gorgonzola-Spirelli, kunstsinnig und großzügig wie alle aus diesem edlen Geschlecht, aufgenommen zu werden. Dortselbander spielte er meisterlich das Wohltemperierte Cembalo. Schon bald jedoch wurde Blatt klar, daß es nicht seine Bestimmung sein konnte, glanzvolle Konzerte zu geben, erinnerte er sich an seine frühen Jahre bei Grubenbichler, der ihm stets den Weg zur Komposition gewiesen hatte und um deren Willen er die strapaziöse Reise nicht nur aufgenommen hatte, sondern fortführen mußte und wollte - so sehr ihm auch das sichtliche Wohlwollen des Prinzen und der offenherzige Liebreiz der ihm sehr zugetanen Hofdamen konvenierte. Es zog ihn mit unwiderstehlicher Macht zur Komposition - Schaffen aus dem Füllhorn seines Genies: das war seine hehre Aufgabe.

    Prinz Mario di Gorgonzola stellte ihm schließlich die nötigen Mittel zur Verfügung, und Blatt reiste nach Frankreich zu Madame Charlotte Plumeau, wo er Kontrapunkt und Fuge studierte. Nach zwei Jahren in Reims, die die große Lehrmeisterin trefflich nutzte, Blatts Können zu vervollkommnen, machte sich dieser auf, die berühmte „Englische Schreibweise“ des großen Henry-James Duffelcoat zu studieren, sich - wenn möglich - Teile davon anzueignen. Duffelcoat, ein zwar etwas mürrischer, gleichwohl jedoch hilfsbereiter Mensch, vermittelte den nunmehr einundzwanzig Lenze zählenden Deutschen an den Hof des Earl of Weatherclouds, wo jener schließlich in der Ruhe und Einsamkeit der englischen Landschaft, unter dem Eindruck geheimnisvoller, dunkler Wälder und alter Gemäuer die ersten unsterblichen Meisterwerke schrieb:

    > das Streichquartett A-Dur „Hochlandlieder“;
    > die Motette in cis-moll „Ödes Land“;
    > die Passacaglia in F „Feuchte Auen, Nebelwald“;
    > die Sinfonia C-Dur „Lispelfelder Sinfonie“ in vier Sätzen.

    Besonders im letztgenannten Werk nimmt Blatt neuzeitliche Schreibformen vorweg und ebnet dergestalt den Weg für eine ausgeprägte Isorhythmik, die bis in unsere Tage von den verschiedensten Musikschaffenden gerne aufgegriffen wird.
    Die „Lispelfelder“ prägt sehr stark alle späteren Werke Blatts, und es gilt allgemein als erwiesen, daß andere Komponisten der von ihm eingeführten viersätzigen Schreibweise folgten. Die kühn und furios ausgeführte „Lispelfelder Sinfonie“ trägt die Satzbezeichnungen „Andante compressabile“, „Pizzicato, ma non tanto“, „Largo furioso con brio“ und „Finale, Menuetto á la Saltarello“.
    Im Anschluß an diese Sinfonie, die anläßlich eines glanzvollen Festes auf Schloß Weathercloud im Jahre 1732 uraufgeführt und überschwenglich gelobt wurde, schuf Blatt drei große Symphonien:

    > Symphonie Nr.2 As-Dur opus 21 „Glasgower Tänze“;
    > Symphonie Nr.3 c-moll „Der fidele Henker“;
    > Symphonie Nr.4 G-Dur opus 19 „Poet und Landmann“.

    Die erstgenannte Symphonie gilt bis heute als verschollen; die oben aufgeführten Werke darf man getrost als Höhepunkte europäischen Musikschaffens bezeichnen.


    Zurück nach Italien

    Nach seinem Aufenthalt in England, der zwei Jahre währte, reiste Blatt, nunmehr 23 Jahre alt, wiederum in sein geliebtes Italien, wo er nach kurzem Aufenthalt bei seinem alten Lehrer und Mentor Giovanni Vitello, alsbaldigstlich eine Professur an der Akademie der Musischen Künste zu Riccione antrat. Noch heute rühmt man dort sein ebenso umsichtiges wie phantasievolles Schaffen, jedoch wurden - wie so oft - seine Schüler berühmter als ihr Lehrer; hier seien stellvertretend nur die glanzvollen Namen Ottorino Benvenuto dalla Rimini, Aristoteles Nukliidis und Pierre Cottage genannt. Diese drei Schüler Blatts, die mit Orgelwerken, Opern und Cembalospiel berühmt wurden und ihrer Zeit dank ihres genialen Lehrers weit voraus waren (man denke nur an die Sinfonietta opus 12 in G-Dur für Violine, Cembalo, Trumscheit und Buschtrommel eines dalla Rimini!), sind ein weiterer Beweis für die auch das Pädagogische beinhaltenden Fähigkeiten des Theobald Septimus Blatt, die junge Talente zu erkennen und zu fördern verstanden.


    Die „Finnischen Jahre“

    Mittlerweile war Blatt 26 Jahre alt geworden. Nach Beendigung seines Lehrauftrages in Riccione zog es ihn mit unwiderstehlicher Macht in den hohen Norden.
    In der Kühle und Weite nordischer Länder suchte und fand er die Inspiration für seine großen Opern, die sämtlich vom Geist finnländischer großartiger Natur durchdrungen sind und unverkennbar das Raunen der Wälder, den Frieden der unzähligen Seen, das Feuer der Mitternachtssonne und das Werden und Vergehen des Lebens nahe des Polarkreises aufgenommen haben. Die Musik dieser Opern ist vielgestaltig: leuchtend, bunt, erdenschwer bisweilen, machtvoll, immer aber transparent und meisterlich.
    So entstand zunächst die Oper „Der Schwarze Schwan“, bei deren Uraufführung der große Bariton Mikä Tarvonen den Part des betrügerischen Pater Rantaleinen sang. Im Verlaufe weiterer dreier Jahre schrieb Blatt noch die Opern „Oh Wälder weit“, „Die Hochzeit der Trolle“, „Die Lappländerin“ und „Die Scheidung des Barbiers“. Wer kennt nicht die süffigen Duette „Mein Herr Rentier, so ein Greis wie sie“, „Dunkelblaue Veilchen, pflück' ich, dickes Weib“? Wer kennt nicht das furiose musiktrunkene Solo „Auch ich war einst ein Straßenkind“ aus der „Lappländerin“?

    Unter dem Eindruck der Mitternachtssonne, einem Phänomen, das ihn stets sehr beschäftigte, schrieb Blatt anno 1741 das Trio in C-Dur für Harfe, Violine und Panflöte opus 99, welches auf besonders geniale Weise die latente und spiralenförmige Transzendenz der paneuropäischen Ubiquität des seienden, gleichwohl jedoch unquantifizierbaren Nichts bewußt macht und dergestalt die permanente Koketterie des Establishments im Umgang mit der Sentimentalität per definitionem augmentiert und ad absurdum führt. Die Musikwissenschaft hat sich gerade mit diesem Werk ausgiebig beschäftigt und große Geister sind zu unwiderlegbaren Erkenntnissen gelangt, welche heute unser Musikverständnis prägen.

    Grüßle von der Audiohexe

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    Und nun verstand ich es, das Geheimnis der Musik, ich verstand, warum sie allen anderen Künsten so turmhoch überlegen ist: Es ist ihre Körperlosigkeit.
    Wenn sie sich einmal von ihrem Instrument gelöst hat, dann gehört sie wieder ganz sich selbst, ist ein eigenständiges freies Geschöpf aus Schall, schwerelos, körperlos, vollkommen rein und in völligem Einklang mit dem Universum.
    (von Walter Moers)

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      Zickie-Mickie
      • 28.11.2007
      • 3651

      #3
      AW: Theobald Septimus Blatt - Teil 3

      Die Zeit in Wien

      Im Jahre 1742 machte sich Blatt wieder nach südlicheren Gefilden auf. Der Weg führte das Genie nach Wien, wo seine unstreitig fruchtbarsten Jahre anbrachen. Die Anzahl der Werke, die er in Wien verfaßte, ist Legion: die Forschung konnte erst einen Bruchteil unsignierter Notenhandschriften zweifelsfrei als Blatt-Werke identifizieren. Diese Arbeit ist vor allem deshalb so schwierig und problembehaftet, weil Blatt stets Gefallen daran gefunden hatte, mit ständig wechselnden Handschriften auf immer anderes Notenpapier zu schreiben. Von einer Ordnung oder gar einem lückenlosen Verzeichnis sind wir demzufolge noch weit entfernt; dies nicht zuletzt auch, weil die Aufzeichnungen des großen Blatt-Biographen, General Otto von Gneisewitz, bei dessen Tod in der Schlacht von Altenberg an der Dhünn (21.4.1823) zum großen Teil verlorengegangen sind.
      So bleibt also der heutigen Forschung nur der Weg, erneut und mit viel Liebe zum Detail die Spuren Blatts, die der ruhelose Wind der Geschichte in den Zeitläuften verwirbelt hat, wieder aufzunehmen. Dem heutigen Erkenntnisstand zurfolge steht fest, daß Blatt kurz nach seiner Ankunft in Wien das auf der Reise begonnene kammermusikalische Werk „Kutscherträume“ fertigstellte und im Sophiensaal zur Uraufführung brachte. Der gefürchtete zeitgenössische Kritiker Wilhelm von der Hasentränke schrieb zu dieser Uraufführung im „Züricher Karfreitagsblatt“:

      „... erlebeten wir die Vergönnung eines musikalischen Wunders! Das so geniale Werk basiret auf gar einfachem wie aequalem Thema (di, di, daa, dada) und hebet den ergriffenen Zuhörer hinüber in die dahineilende Postkutsche. Theobald Septimus Blatt ist ein jeglich Zweifel überhobener Meister, von dessen frühlingsgleich sprossenden Gedanken wir der Musik Honigseim erlangen...“

      In seinen Wiener Jahren vermählte sich Blatt nach nur kurzer Bekanntschaft mit der schönen Tochter des Hofrates Franz von Vibraçil, Amanda-Lucilla von Vibraçil. Auf seiner Hochzeitsreise durch die schöne Donaumonarchie erlebte Blatt den Höhepunkt seines musikalischen Schaffens; in nur sechs Wochen schrieb er folgende Werke:

      > Symphonie Nr.5 F-Dur op.107 „Die Fischer vom Achensee“;
      > Oktett Nr.33 op.108 in cis-moll „Nun hupfet auf!“;
      > Operette „Das Portfälch der Königin“.

      Nach seiner Rückkehr von der Hochzeitsreise stürzte sich Blatt in weitere Arbeit. Im Auftrage der Wiener Hofreitschule schrieb er das Singspiel „Hopp, meine Pferde“, welches die Auftritte der herrlichen Lipizzaner vorzüglich unterstütze. Das Libretto zu diesem erfrischenden Singspiel schrieb ein Freund Blatts, der bekannte Dichter Samuel Beuschel.
      Endlich schuf Blatt für den Erzbischof von Ottakring noch den geistlichen Zyklus in g-moll „Spiritus ex Nihilo“, welcher tiefe Frömmigkeit und Gottergebenheit atmet.

      Blatts Spuren verlieren sich anno 1745; man vermutet, daß er noch einmal nach Italien reiste, um die Stätten seiner Jugend wiederzusehen. Diese These wird erhärtet durch das Faktum, daß wir seiner Spuren wieder habhaft werden im Jahre 1755, als er, offensichtlich aus dem Süden kommend, in Bolzano einen Aufenthalt einlegte. Der Grund dafür war die Krankheit seiner geliebten Frau Amanda-Lucilla; Augenzeugenberichten nach soll es sich um die Pest gehandelt haben. Amanda-Lucilla Blatt starb noch 1755 in Bolzano - wegen der abergläubischen Furcht der Bevölkerung vor der Pest wurde ihr Leichnam dem Feuer überantwortet, sodaß keine Grabstätte der Amanda-Lucilla Blatt existiert. Wir stehen erschüttert vor dem traurigen Ende einer großen Frau, die ihrem Gemahl ein treusorgendes Weib war, des Kindersegens leider aber entbehrte.


      Die letzten Jahre, Kompositionen und Tod

      Im Jahre 1757 erreichte Blatt als seelisch gebrochener Mensch seine Geburtsstadt Winsen an der Luhe, wo er viele Monate in geistiger Umnachtung verbrachte.
      Um das Jahr 1760 hatte er sich, wie aus den fragmentarischen Überresten der Biographie des General Otto von Gneisewitz hervorgeht, von dem furchtbaren Schicksalsschlag soweit erholt, daß er sich neuerlich in seiner Arbeit vergrub, wohl auch, um zu vergessen.
      So entstanden seine großartigen Spätwerke, jene drei packenden Symphonien, die zeitlos sind und zudem ihresgleichen vergeblich suchen:

      > Symphonie Nr.6 B-Dur „Der Luhe wallende Wasser“;
      > Symphonie Nr.7 c-moll „Ritter und Knapp“;
      > Symphonie Nr.8 fis-moll „Gewitter über den Feldern“.

      Die systematische Forschung hat, die Gneisewitzschen Arbeiten zugrundelegend, weitere Notenhandschriften zu Tage gefördert, die unzweifelhaft Blatts Feder entstammen. Leider ist anzumerken, daß weder Tonarten noch Satzbezeichnungen oder gar Titel eruiert werden konnten. Hier öffnet sich ein weites Betätigungsfeld für ehrgeizige Musikhistoriker!

      Die Historie wird wieder greifbar mit dem Jahre 1763. Es liegen Dokumente vor, denen gemäß Blatt bei der Osthannoverschen Pferdepost eine Reise buchte, die ihn abermals nach Italien führen sollte.
      An einem gefürchteten Hohlweg bei Küßnicht (Schweiz) fielen, so glaubhafte Augenzeugenberichte, wild um sich schießende Räuber über die Kutsche, in der Blatt saß, her, und forderten „Geld oder Leben“. Aus dem sich bedauerlicherweise entwickelnden Handgemenge und den anschließenden Mordhandlungen ging keiner der Reisenden lebend hervor. Auch ist der Tod des biederen Kutschers zu beklagen. Die Berichte stammen von Bauersleuten, die den gemeinen Überfall aus sicherem Schutz beobachteten, aber schließlich nicht mehr helfen konnten. Sie luden die Opfer auf ihren Heuwagen und verscharrten sie an einem heute vergessenen Platz. Unter diesen war Theobald Septimus Blatt, dessen Grab damit ebenso unbekannt geriet wie das seiner Frau. Als Erinnerung bleibt uns heute daher nur ein geflügeltes Wort der Musiker: „Man spielt vom Blatt!“


      Bonn, im Oktober 1993

      Winfried Dunkel, Kurator des Institutes für Blatt-Forschung
      Grüßle von der Audiohexe

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      Und nun verstand ich es, das Geheimnis der Musik, ich verstand, warum sie allen anderen Künsten so turmhoch überlegen ist: Es ist ihre Körperlosigkeit.
      Wenn sie sich einmal von ihrem Instrument gelöst hat, dann gehört sie wieder ganz sich selbst, ist ein eigenständiges freies Geschöpf aus Schall, schwerelos, körperlos, vollkommen rein und in völligem Einklang mit dem Universum.
      (von Walter Moers)

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